Beinahe wie im Kaufrausch hat sich der Fußball-Bundesligist Hamburger SV auf dem Transfermarkt Verstärkung zugelegt. Insgesamt verpflichteten die Hanseaten neben dem Schalker Albert Streit fünf neue Akteure. Unmittelbar vor dem Ende der Transferperiode am heutigen Montag (12:00 Uhr) reichte der derzeitige dritte der Tabelle nach einer beispiellosen Personal-Aktion bei der DFL die erforderlichen Papiere ein. Dabei wurden Flügelspieler Streit und dänische Nationalspieler Michael Gravgaard (FC Nantes/Abwehr) ausgeliehen, der vereinslose Schlussmann Khalid Sinouh erhält einen Kontrakt bis zum Sommer. “Wir sind sehr zufrieden mit den Spielern” so Coach Martin Jol, “ich glaube schon, dass wir das optimal geschafft haben“. Derartig gestärkt denkt der Übungsleiter auch an den Meistertitel: “Bei so einem großen Club wie dem HSV ist es normal, dass wir mitmischen.”
Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer ist sich sehr wohl bewusst, dass Streit kein einfacher Spieler ist: “Ich denke, dass man auch antizyklisch handeln muss. Er fängt bei Null an“. Streit wurde in der Hinserie von Knappen-Trainer Fred Rutten berücksichtigt, dann schob der Coach den als unbequem geltenden Spieler in die Regionalliga West ab. Streit wechselte vor einem Jahr für 2,5 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt nach Gelsenkirchen.
Zuvor einigte sich der Bundesliga-Dino mit den Mittelfeldspielern Tomas Rincon aus Venezuela (Deportivo Tachira/200.000 Euro Leihgebühr) und Mickael Tavares von den Kapverdischen Inseln. Der Franzose wurde für rund 1,5 Millionen Euro bis 2012 unter Vertrag genommen. Zum Rückrundenauftakt am vergangenen Freitag gegen Bayern München (1:0) zählte der von Mönchengladbach ausgeliehene Marcel Ndjeng bereits zum Kader.
Die Hanseaten reagierten damit auf den Transfer von Nigel de Jong (für rund 20 Millionen Euro zu Manchester City) sowie den längeren Ausfall von Abwehrspieler Bastian Reinhardt (Mittelfußbruch). Nach dem Niederländer de Jong wurde der bei den Norddeutschen nicht zurecht gekommene und mitunter schon als Millionen-Flop bezeichnete Brasilianer Thiago Neves zunächst an seinen Heimatverein Fluminense Rio de Janeiro ausgeliehen, geplant ist ein Verkauf für sieben Millionen Euro an Al-Hilal. Zudem wird Nachwuchsspieler Änis Ben- Hatira an den Zweitligisten MSV Duisburg ausgeliehen.
“Den großen Druck, einen Topstar einzukaufen, haben wir zu diesem Zeitpunkt nicht gesehen. Wir wollten auch keinen Flock einrammen“, begründete Beiersdorfer die Auswahl des neuen Personals, für das das gut gefüllte Konto nicht geplündert wurde. Die Verhandlungen seien durch die de-Jong-Millionen nicht leichter geworden. Der HSV war aber nicht bereit, sich über den Tisch ziehen zu lassen. Die Ausgeliehenen sollen sich bis zum Sommer beweisen, danach will der Club endgültig entscheiden. Als heißer Kandidat zur neuen Saison wird auch bereits der Gladbacher Jung-Nationalspieler Marko Marin (19) gehandelt.
Torhüter Sinouh habe man ausdrücklich als Ergänzung geholt, so Beiersdorfer: “Auch einem eigentlich unverletzbaren Frank Rost kann mal was passieren“. Für die erfolgreiche Teilnahme an allen drei Wettbewerben brauche man drei Keeper. Ersatzmann Wolfgang Hesl sei im UEFA-Cup als Nummer 2 vorgesehen, ihn wolle man nicht abgeben. (dpa)