EM 2008: Spanien steht nach Sieg über Russland im Endspiel

Die spanische Nationalmannschaft hat erstmals nach 1984 wieder ein Finale einer Fußball-Europameisterschaft erreicht und fordert am kommenden Sonntag (20:45) in Wien die deutsche Nationalmannschaft zum Kampf um den EM-Titel.

Spanien gewann das Halbfinale gegen Russland mit 3:0 (0:0) und erreichten mit spielerischer Eleganz zum insgesamt dritten Mal ein EM-Finale. In der 52. Minute erzielte Xavi die verdiente 1:0-Führung. Zugleich war es der 500. Treffer bei einer EM-Endrunde. Die 51.428 Fußball-Fans im ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion sahen weitere Treffer von David Güiza (73.) und David Silva (82.) zum insgesamt hochverdienten Erfolg der Akteure von Coach Luis Aragones.

Trotz heftigen Regens sowie Blitz und Donner bekamen die Zuschauer eine ansehnliche Partie geboten, in der die nach dem Seitenwechsel glänzend aufspielenden Spanier ihre Bilanz auf 21 Spiele infolge ohne Niederlage ausbauten. Dabei mussten die Iberer vor den Augen von Kronprinz Felipe und seiner Ehefrau Letizia bereits nach einer halben Stunde den Ausfall von David Villa verkraften. Ohne gegnerische Einwirkung verletzte sich der vierfache Torschütze, darunter drei im Gruppenspiel gegen Russland, und wurde durch Cesc Fabregas ersetzt.


Dabei hatte Trainer Hiddink seine Schützlinge nach der 1:4-Pleite beim Turnierstart gut auf den Gegner eingestellt, doch die erhoffte Revanche blieb aus. In den zweiten 45 Minuten machte sich der Kräfteverschleiß bei den Russen deutlich bemerkbar, die ohne die gelb gesperrten Denis Kolodin und Dmitri Torbinski antreten mussten. Andrej Arschawin, der die Niederlande im Viertelfinale beinahe im Alleingang besiegte, blieb heute weit unter seinen Möglichkeiten und so konnte die “Sbornaja” in keiner Phase an die Gala beim 3:1 gegen die Niederlande anknüpfen. Anders als bei Arschawin sah es da bei seinem Sturm-Kollegen Roman Pawljutschenko aus, der stets anspielbar war und wenigstens für etwas Gefahr vor dem Kasten von Schlussmann von Iker Casillas sorgte.

Spanien musste zum ersten Mal bei der EM-Endrunde die ungeliebten gelben Trikots als Auswärts-Team überstreifen, knüpfte aber nahtlos da an, wo sie vor 16 Tagen beim 4:1 in Innsbruck aufgehört hatten. In der 6. Minute war es Fernando Torres, der gegen eine noch unsortierte russische Defensivabteilung eine gute Möglichkeit hatte, doch Igor Akinfejew parierte den Drehschuss per Fuß. In der 11. Minute Villa aus etwa 20 Metern ab, doch Russlands Keeper war auf dem Posten. Von Russland war, abgesehen von einem Pawljutschenko-Freistoß in der 16. Minute, der knapp über den Querbalken strich, nicht viel zu sehen.

Russlands Ignaschewitsch (l) verteidigt gegen
seinen Defensiv-Kontrahent Ramos.

Mit zunehmender Spieldauer und immer heftigeren Regen verlor das Spiel der Spanier zunächst an Wirkung, während die meist mit langen Bällen in die Spitze operierenden Russen besser in die Partie kamen. In der 31. Minute verfehlte der dreifache EM-Torschütze Pawljutschenko mit einem Schuss von der Strafraumgrenze das Tor nur um Zentimeter. In der 35. Minute konnte sich Pawljutschenko gut durchsetzen, wurde aber im letzten Moment am Torschuss gehindert.


Die Spanier steckten den Ausfall von Villa gut weg und übernahmen mehr und mehr wieder das Kommando auf dem Platz. Sieben Minuten nach der Pause setzte sich Andres Iniesta auf der rechten Strafraumseite energisch gegen Alexander Anjukow und Saenko durch und spielte in die Mitte auf Xavi, der das Spielgerät mit der Fußspitze und durch die Beine von Akinfejew ins Netzt beförderte. Der Führungs-Treffer ließ die Spanier noch befreiter aufspielen. Unterstützt von einer Blaskapelle auf den Rängen drängten sie ihren angeschlagenen Gegner zurück und sorgten mit dem zweiten Tor durch Güiza nach Vorarbeit von Fabregas bereits für die Entscheidung. Der starke Silva setzte dann den Schlusspunkt.

Die Spanier jubeln mit David Silva (oben)
über den Sieg gegen Russland.

(dpa)