EM 2008: Platini zieht positive Bilanz

UEFA-Präsident Michel Platini sprach einen Tag vor dem EM-Finale zwischen Deutschland und Spanien (20:45) den Organisatoren der EM-Endrunde ein dickes Lob aus und richtete gleichzeitig eine deutliche Warnung an die Ausrichter der kommenden EM 2012. Platini bezeichnete die EM 2008 in Österreich und der Schweiz als durchweg gelungene Veranstaltung.

Der Geist des Turniers war ausgezeichnet. Die UEFA ist glücklich. Sie sehen mich lächeln“, sagte Platini über das erste Turnier unter seiner Leitung. Im selben Atemzug richtete er mahnende Worte in Richtung der kommenden Gastgeber Polen und der Ukraine und schloss erstmals öffentlich eine Neuvergabe nicht aus. Der 53-Jährige kündigte an, dass im kommenden September ein Exekutivkomitee darüber entscheiden werde.


In seiner Bilanz der EURO hob er besonders die meist offensive Ausrichtung der Nationalmannschaften hervor, die in den 31 Spielen bis zum Finale 76 Treffer erzielte. “Ich möchte mich bei allen bedanken, in erste Linie bei den Spielern und Trainern, die das positive Image des Fußballs vermittelt haben“, so Platini. Die Spielweise habe sich ausgezahlt: “Alle die in einem positiven Sinn gespielt haben, haben gewonnen“, sagte Platini. Im morgigen Endspiel erwarte er ein “großes Match zweier aggressiver Mannschaften.”

Der sonst so neutrale auftretende Franzose – aus diesem Grunde ließ er das frühe Ausscheiden Frankreichs unkommentiert – zeigte sich besonders von den Russen beeindruckt. “Sie haben mich angenehm überrascht..”

Das schönste EM-Bild habe er aber nicht in irgendeiner Arena auf dem Spielfeld gesehen, sondern in den EM-Städten. Die vielen Fußball-Fans aus den teilnehmenden Ländern, die zusammen ein friedliches Fußball-Fest gefeiert hätten, beglückten den einstigen Weltklasseprofi, der besonders die farbenfrohen Anhänger aus den Niederlanden und Portugal hervorhob. “Wir sind das Haus des Fußballs. Sie haben den Rahmen ausgefüllt, den die Gastgeberländer in einer perfekten Weise bereitgestellt haben“, so Platini.

Sorgenvoll richtete Platini derweil schon einen Blick voraus. Die EM in vier Jahren macht der UEFA offenbar noch größeren Kummer als bislang eingestanden. Den üblichen Beteuerungen schickte Platini diesmal vor der versammelten Weltpresse eine konkrete verbale Warnung Richtung Polen und Ukraine. “Wir werden alles tun, damit die EM in Polen und der Ukraine stattfinden kann. Sollte es in den Hauptstädten Kiew und Warschau keine Stadien geben, gehen wir nicht dahin“, sagte Platini.

Die Gastgeberländer sollen ihre Organisationsprobleme schnell in den Griff bekommen. “Es gibt einige wichtige Punkte zu klären. Die Liste ist lang“, sagte der UEFA-Boss. Schon am kommenden Mittwoch wird sich Platini mit einer zwölfköpfigen Inspektionsgruppe auf den Weg nach Polen und in die Ukraine machen, um sich am Ort des möglichen EM-Geschehens ein Bild machen zu können.


Spekulationen über angeblich bereits geführte Gespräche mit eventuellen Ersatzkandidaten wie Spanien oder Schottland wies Platini energisch zurück. “Es gibt keinen Plan B.” Besonders in Kiew stockt der Stadionbau. In dieser Woche hatte die ukrainische Regierung einen Vertrag mit einem taiwanesischen Konsortium gekündigt. In beiden Ländern existieren offenbar massive Infrastrukturprobleme bezüglich Stadien, Transport und Hotelkapazitäten. In Polen ist der Fußball zudem von gewaltbereiten Fans und Korruptionsfällen belastet.

Beim entscheidenden Meeting im September in Bordeaux soll auch eine Aufstockung der EM-Teilnehmer ab dem Turnier 2016 auf 20 oder gar 24 Teilnehmer fixiert oder verworfen werden. “Alle möglichen Aspekte müssen berücksichtigt werden“, sagte Platini, der zu diesem Thema bislang nicht richtig Stellung beziehen wollte. (dpa)