EM 2008: Internationale Pressestimmen zu Deutschland – Türkei

Das erste Halbfinale der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz zwischen Deutschland und er Türkei (3:2) war an Dramatik nicht zu überbieten.

In der dramatischen Schlussphase, bei der dann auch noch fast ganz Europa vor schwarzen Bildschirmen saß, wurden die Türken mit ihrem eigenen “Last-Minute-Willen” besiegt. Der Münchner Außenverteidiger Lahm schoss die Deutschen in der 90. Minute ins Finale. Vorher war es Ugur (22.), der die Türkei in der ersten Halbzeit in Führung schoss, die aber ganze vier Minuten hielt. Schweinsteiger konnte ausgleichen. In den zweiten 45 Minuten konnte Klose (79.) die Deutschen in Führung bringen. Doch Semih konnte diesmal für die Türken ausgleichen (86.). Dann kam der besagte Matchwinner Lahm, der die Deutschen ins Finale schoss.

Auch heute haben wir wieder die wichtigsten internationale Pressestimmen zu dem Halbfinale rausgesucht.

Internationale Pressestimmen zum Spiel Deutschland – Türkei (3:2):

Schweiz:

  • Basler Zeitung: “Sollte jemand einen Beweis dafür benötigt haben, dass im Fußball nicht immer die aktivere Mannschaft gewinnt, so hatte er ihn nach dem Abpfiff. Die Türkei hatte über das ganze Spiel stets den Angriff gesucht. Aber Deutschland reichten drei Schüsse aufs Tor, um dreimal erfolgreich zu sein (…) Und die Euro verabschiedete sich mit einem denkwürdigen Spiel endgültig aus Basel.”
  • Berner Zeitung: “Deutschland hat sich mit ‘Rumpelfußball im Quadrat’ als erstes Team für das Endspiel vom Sonntag in Wien qualifiziert. Es war jedenfalls große deutsche Kunst, dass es nach solch einer Leistung zur Pause 1:1 stand. Andere Teams wären unter gleichen Vorzeichen mit 0:3 hinten gelegen.”
  • Blick: “Schweini gehabt. Der Favorit steht zwar im EM-Finale. Deutschland bezwang leidenschaftliche Türken im Bruderduell aber erst in letzter Sekunde.Wir geben es ehrlich zu: Die Türken taten uns leid. Das war pure Leidenschaft ohne Lamento. Gefühlte zehn Spieler verletzt? Egal. Sieben gesperrt? Egal. Die Türkei? Der Europameister der Leidenschaft!”
  • Neue Zürcher Zeitung (NZZ): “Die EM-Spiele mit der Türkei hatten es in der Schlussphase stets in sich. Doch am Mittwoch kippte das finale Glück. Wieder einmal zieht das deutsche Team in ein Endspiel ein (…) Für neutrale Beobachter entwickelte sich ein attraktives Wechselbad, das über das dürftige Rendement des deutschen Teams hinwegtäuscht. (…) Jedenfalls setzte Deutschland das um, was von den Anhängern auf einem Spruchband gefordert worden war: ,Wien ist das Ziel unserer Reise.’ In der Nachbetrachtung spielt es kein Rolle, auf wie vielen Umwegen dies geschehen ist.”


Türkei:

  • Hürriyet: “Seid nicht traurig – wir haben gewonnen. Ihr habt den Namen der Türkei bei der EM ehrenvoll vertreten. Ihr seid unser Stolz geworden. Weder Verletzungen noch Ausfälle konnten euch schrecken. Wir haben wunderbar gespielt. Wir sind an der Torlatte gescheitert. Wir haben die Deutschen in die Ecke gedrückt, konnten sie aber nicht besiegen. Erhobenen Hauptes haben wir uns in den 90 Minuten von der EURO 2008 verabschiedet.”
  • Sabah: “Champion der Herzen. Wir haben gezeigt, dass wir die beste Mannschaft der Europameisterschaft waren. Wir haben die Deutschen unter unserem Fußball leiden lassen. Mit neun Ausfällen (…) haben wir gegen die Torlatte der Deutschen und gegen den Schiedsrichter gekämpft, der aufseiten des Gegners stand. Wir haben bewirkt, dass jetzt gesagt wird: ,Nicht die Türkei hat verloren, sondern der Fußball’. Jetzt bleibt Europa nichts anderes übrig, als ein Finale ohne die Türkei zu spielen.”
  • Cumhuriyet: “Beifall für die Türkei. Wir haben verloren, soviel ist klar. Hätten wir gewinnen können? Sicher. Wir waren auch nahe dran am Finale der Europameisterschaft. Aber es hat nicht sollen sein. (…) Eigentlich ist es keine Niederlage. Unter die ersten Vier zu kommen und dort zu kämpfen, ist auch ein Erfolg. Die Gastgeber warfen schließlich schon in der ersten Runde das Handtuch.”

Spanien:

  • Marca: “Die Burschen vom Joachim Löw verfehlten ihr Ziel nicht, aber sie mussten gegen einen Gegner leiden, der den Sieg auch verdient hätte. Obwohl er wichtige Ausfälle zu verkraften hatte. Am Ende ließ Lahm die Türken von ihrer eigenen Medizin kosten und schoss ein Tor in der letzten Minute des Kampfes. So hatte die Türkei die Schweiz, Tschechien und Kroatien hinausgeschmissen. Das war der deutsche Kampfgeist. Sie spielen nicht gut, haben Probleme mit schwächeren Gegnern, aber verlieren das Spiel nie aus dem Gesichtsfeld. Eine Bestnote für die Kampfkraft.”
  • As: “Deutschland war Deutschland. Es gewann durch Effizienz und Rüstü gegen eine gute Türkei. Mit dem 2:2 war es mit den türkischen Wundern vorbei. Dieses Mal entschlüpfte es ihnen, vielleicht weil sie gerade in jenem Moment zu gewagt spielten, als ihre Körper es am wenigsten wollten. Sie waren schon müde und hatten zehn Ausfälle. Deutschland, bei dem gegen Österreich und Portugal ein unbekannter Glanz zu erkennen war, nahm seine Identität wieder auf und spielte grau und ohne Seele. Aber sie schlugen dreimal effizient zu. Wie die erbarmungslose Maschine, die sie immer schon waren, und die bereits sicher im Finale dieser Eurocopa steht.”
  • Nachrichtenagentur EFE: “Historisch gesehen sind Schönheitsbewerbe nichts für Deutschland. Ihre Sache ist die Effizienz und vor allem die Zuverlässigkeit. Darin sind die Deutschen Meister, wie sie mit einem Sieg in letzter Minute gegen die Türkei wieder bewiesen haben.”
  • El Pais: “Starr vor Angst erreichte Deutschland Wien, nachdem es von der Türkei mit Prügeln angegriffen worden war. So ist es eben im Fußball, würde Lineker sagen, ein Spiel elf gegen elf, bei dem die Deutschen gewinnen. Selbst wenn es ihnen schwer fällt. Gestern Abend wurden sie von drei Schüssen auf das Tor erlöst. Die Nationalmannschaft war ein spanisches Dorf. Weder spielte sie guten Fußball noch siegte sie durch Einschüchterung. Sie fand den Sieg, weil die Türkei im letzten Spielzug auseinanderbrach.”


Schweden:

  • Aftonbladet: “DEUTSCHLAAAHM (…) Über weite Strecken sah man nur ein Team auf dem Spielfeld – die Türkei. Doch am Ende gab es einen anderen Sieger – Deutschland.”

DÄNEMARK:

  • sporten.dk: “Die Zeit der Wunder ist vorbei. Zum vierten Mal bei dieser EM jagten die Türken hinter einem Mirakel her. Doch dieses Mal blieb es aus. Deutschland steht im Finale der Europameisterschaft.”

FINNLAND:

  • Ilta-Sanomat: “Ins Finale! Deutschland verpasste der Türkei ihre eigene Medizin: Der schneidige Antritt und der schöne Abschluss des deutschen Außenverteidigers Philipp Lahm in der letzten Minute der regulären Spielzeit brachte sein Land ins EM-Finale.”

NORWEGEN:

  • Dagbladet: “Ja, der Fußball ist deutsch. Das alte Klischee, wonach Fußball ein Spiel ist, bei dem Deutschland am Schluss als Sieger dasteht, ist also noch nicht zu abgenützt. Hunderte Millionen Fernsehzuschauer in aller Welt mussten diese Grundregel des Sports erneut lernen.”