Dopingtest um 1899: Rangnick steht Ärger ins Haus

Übungsleiter Ralf Rangnick hat in der Dopingtest-Geschichte für weiteren Wirbel gesorgt, die Liga setzt sich gegen einen Pauschalverdacht zur Wehr und der DFB lässt keine Gnade erkennen.

Aufgrund des Verstoßes gegen die Anti-Doping-Richtlinien hat der Kontrollausschuss des DFB neben schriftlichen Stellungnahmen der betroffenen Akteure Andreas Ibertsberger und Christoph Jancker auch den Coach wegen seiner Erklärungsversuche in die Pflicht genommen. Der Fußball-Bund kündigte “sofortige sportgerichtliche Ermittlungen” für den Fall an, für den Fall, dass sich die Nachforschungen Rangnicks bestätigen sollten. Rangnick hatte behauptet, dass es nicht unüblich sei, dass sich die Profis erst noch umziehen, anstatt wie vorgesehen unmittelbar nach dem Ende der Partie zur Doping-Kontrolle zu erscheinen.

Der Trainer des Bundesliga-Aufsteigers hatte die zehn-minütige Verspätung seiner beiden Schützlinge nach dem 1:1 in Gladbach im SWR-Fernsehen so begründet: “Bei uns war es in der Vergangenheit des öfteren so, dass sogar der Dopingbeauftragte gesagt hat, die Spieler können nochmal kurz in die Kabine gehen und sollen sich ein frisches Trikot anziehen.” Er habe sich darüber auch mit einigen Trainerkollegen unterhalten. “Es ist auch in anderen Vereinen so, dass es durchaus die Möglichkeit gibt oder sogar aufgefordert wird, nochmal kurz ein Trikot anzuziehen.”


DFB-Vizepräsident Rainer Koch, zugleich Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission, wollte davon jedoch nichts wissen. “Es steht außer Frage, dass der DFB die Anti-Doping-Richtlinien exakt einhält“. Rangnicks Erklärungen stoßen auch bei anderen Erstliga-Clubs auf Widerspruch. “Es ist schon ein Versäumnis, was nicht passieren darf“, sagte Bremens Manager Klaus Allofs zum Fauxpas der ansonsten so professionell organisierten Hoffenheimer. Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl erklärte: “Es war früher normal, dass man erst in die Kabine geht, um sich vor der Dopingprobe umzuziehen. Zu meiner Zeit haben wir teilweise vorher noch geduscht. Aber das hat sich geändert: Es gibt die klare Vorgabe, dass die Spieler sofort zur Dopingprobe gehen müssen.”

Die Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) schreiben vor, dass die Kontrollen unmittelbar nach Spielende stattfinden müssen. Theoretisch kann der Urin nämlich in kurzer Zeit durch Medikamente verschleiert oder durch Fremdurin ausgetauscht werden. Marcus Schweizer, Mannschaftsarzt des Karlsruher SC, bezeichnete Rangnicks Aussagen als “absolutes Unding” und verweist auf die neuen Richtlinien: “Beim KSC ist es so geregelt, dass die Spieler sofort in den Doping-Raum geführt werden. Dorthin kann ich ihnen Klamotten bringen.”

Zunächst hatte es geheißen, dass Ibertsberger und Jancker an einer Besprechung in der Kabine teilgenommen hätten, bevor sie ihre Urinproben abgaben. “Es ist definitiv nicht so, dass von mir eine Mannschaftsbesprechung anberaumt war“, sagte Rangnick nun. Es sei jetzt aufzuklären, warum die Spieler “in der Wahrnehmung der Doping- Beauftragten” zu spät gekommen sind. “Dass bei uns in Hoffenheim und in der Bundesliga nicht gedopt wird, steht für mich außer Frage“, betonte er erneut.

Seinen beiden Profis droht eine einjährige Sperre wie den italienischen Profis Daniele Mannini und Davide Possanzini vom SSC Neapel, die Ende Januar vom Internationalen Sportgerichtshof CAS dazu verurteilt worden waren. Der österreichische Nationalspieler Ibertsberger hat einen Stammplatz in Hoffenheims Abwehr, U 20-Nationalspieler Jancker war in dieser Saison erst sechsmal beim Aufsteiger eingesetzt worden.

Wie groß die Aussichten des Einspruchs von Mönchengladbach gegen die Spielwertung sind – dazu äußerte sich der DFB zunächst nicht. “Es gab von niemandem – auch nicht vom DFB – eine klare Aussage über das weitere Vorgehen. Deshalb mussten wir als Verein Einspruch erheben, um unsere Rechte zu wahren“, erklärte Borussia-Sportdirektor Max Eberl. “Es geht uns um Rechtssicherheit. Wir gucken nicht auf die zwei Punkte, das ist Blödsinn. Für mich als ehemaliger Profi wäre es traurig, wenn die Spieler mit drastischen Strafen belangt werden. Sie waren ja nicht gedopt.”


Gleichzeitig betonte Eberl: “Doping ist ein Thema im Sport, deshalb müssen wir im Fußball glaubwürdig nach außen auftreten. Wir dürfen nicht fahrlässig mit dem Thema umgehen. Aus diesem Grund brauchen wir klare Regeln und Regeln bedeuten immer Konsequenzen.” Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler hatte den Einspruch einen “Witz” genannt.