Vor seinem 800. Einsatz für Manchester United holte Ryan Giggs zehn Mal den Titel in der Premier League, gewann viermal den englischen FA Cup und feierte zweimal den Gewinn der Champions League, doch ganz besonders freute sich der 35-Jährige über einen Titel: Die englische Spielergewerkschaft kührte ihn zum “Spieler des Jahres”.
“Das ist die beste Anerkennung, die man sich wünschen kann“, sagte Giggs vor dem Jubiläum in der Königsklasse. Viele seiner Team-Kollegen wundern sich allerdings darüber, dass Giggs erst in seiner 18. Profi-Saison den Preis verliehen bekam. Schließlich hat kaum ein anderer Akteur das Spiel in England so geprägt, wie der Waliser. Mit seiner Eleganz verkörpert er genau das, was die Engländer unter “schönem Spiel” verstehen.
Die Verbindung von Schnelligkeit, Dribbelstärke und dem Auge für den entscheidenden Pass machte ihn zum Liebling der Anhänger und zum Alptraum jedes Gegenspielers. Viele vergleichen Giggs mit einer anderen Legende Manchesters: George Best. Mit dem Nordiren gibt es auch eine weitere Gemeinsamkeit. Mit 16 entschloss sich Giggs für das Trikot von Wales, der Heimat seiner Mutter. So konnte er sein Können nie bei Welt- oder Europameisterschaften zeigen. Umso mehr Furore machte er für seinen Club, seit er mit 17 sein erstes Spiel für Manchester bestritt.
Für Giggs selbst kam die Auszeichnung zum besten Spieler unmittelbar vor seinem 800. Einsatz für Manchester im Halbfinale der Champions League gegen Arsenal London zum richtigen Zeitpunkt. “Ich bin mit dem Alter immer besser geworden. Einzelne Spiele habe ich vielleicht stärker geprägt als ich jünger war, doch so konstant wie jetzt war ich noch nie.” Das sieht sein Trainer Alex Ferguson genauso. Für Giggs selbst wären all seine Erfolge ohne die führende Hand der Trainerlegende nicht vorstellbar. Denn niemand weiß besser als Ferguson, wie er das Beste aus seinem Musterschüler herausholen kann.
Früher wetzte Giggs auf dem linken Flügel hin und her “wie ein Hund hinter einem Stückchen Silberfolie“, wie Ferguson einmal schrieb. Jetzt, da Giggs nicht mehr ganz so schnell ist, setzt Ferguson ihn bevorzugt im zentralen Mittelfeld ein. Gerade in den wichtigen Spielen wirkt Giggs dort mit seiner Erfahrung und technischen Fähigkeiten als Gestalter des ausgeklügelten Systems der Mannschaft. “Er gibt dem Team Kontrolle und Sicherheit“, sagt der Schotte.
Dass Giggs das Spiel von Manchester United immer noch prägen kann, hat er auch seiner ausgesprochen gesunden Lebensweise zu verdanken. Während andere Fußballer ihre Freizeit vor der Playstation oder auf der Suche nach teuren Autos verbringen, quält er sich auf der Yoga- Matte. Alkohol und fettige Speisen sind absolut Tabu. Schon als junger Spieler hat er sich nie an den Eskapaden von Kollegen wie David Beckham oder Dwight Yorke beteiligt. Deswegen stand er Zeit seiner Karriere trotz seiner spektakulären Spielweise auch immer etwas neben dem Rampenlicht. Doch während die meisten ihre Karrieren mittlerweile beendet haben, ist Ryan Giggs immer noch da.